„Kreativität bleibt den Menschen vorbehalten“

Die Verwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Bildung ist mit großen Potenzialen und Herausforderungen verbunden. Dana-Kristin Mah, Juniorprofessorin für Digitales Lehren und Lernen, sprach mit Andreas Winter darüber, welche Chancen und Risiken die Nutzung im Geschichtswettbewerb birgt.

Andreas Winter: Frau Mah, nutzen Sie für Ihre eigene Arbeit KI-Tools?

Dana-Kristin Mah: Es gehört zu meinem Aufgabengebiet, mich über verschiedene KI-Tools zu informieren, damit zu experimentieren und vor allem die sinnvolle Nutzung von KI fürs Lehren und Lernen zu erforschen. Im Arbeitskontext gibt es viele Möglichkeiten, KI zu nutzen, z. B. für Übersetzungen, schriftliche Formulierungs- und Stilanpassungen (Sprachassistenz wie DeepL) oder als Inspiration für Lehre und Unterricht (Sprachmodelle wie ChatGPT). Dabei ist es wichtig, die KI-Vorschläge kritisch zu reflektieren und sie als Impuls für die eigenen Ziele zu adaptieren.

Kern des Geschichtswettbewerbs ist das Forschen in der Regional- und Familiengeschichte. Kann KI in diesen Feldern Hilfsmittel sein?

Für den Regionalbezug oder die Familienforschung sind die Modelle nicht ausgelegt. Gerade die generativen KI-Modelle sind mit globalem Fokus und intransparenter Datenbasis erstellt. Dies führt zu Datenverzerrung, sodass die Ergebnisse immer kritisch geprüft und reflektiert werden müssen. Die Einsatzmöglichkeiten von KI sind aber vielfältig. KI kann beispielsweise helfen, Bilder von historischen Orten zu generieren und Texte besser zu formulieren. Gute Prompts (Anweisungen) mit konkreten Kriterien sind notwendig, um Ergebnisse zu erzielen, die eine Reproduktion von Klischees und Stereotypen möglichst vermeiden. Die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte, das Erforschen und die Neugier bleiben auch weiterhin zentral für den Wettbewerb.

Wie können Schüler:innen sicherstellen, dass sie historisch korrekte Informationen erhalten?

Studien zeigen, dass ein beträchtlicher Anteil von Schüler:innen und Studierenden davon ausgeht, dass textgenerierende KI-Tools die Wahrheit sagen, obwohl es sich bei diesen um Sprachmodelle und nicht um Wissensmodelle handelt. Das ist alarmierend. KI-Ergebnisse sollten stets einem Faktencheck unterzogen werden. Der Abgleich mit anderen Quellen und Materialien
sowie die kritische Auseinandersetzung sind dabei von zentraler Bedeutung.

Sie würden trotzdem für die Nutzung von KI-Tools als Hilfsmittel plädieren?

Wichtig ist zunächst zu überlegen: Ist die Nutzung von KI sinnvoll für meine Fragestellung? Wo und wie kann ich mich dazu informieren, um dies kritisch einschätzen zu können? Ich plädiere dafür, mit KI-Tools zu experimentieren und eine offene Fehlerkultur zu etablieren, also KI ergebnisoffen auszuprobieren und sich auch danach zu fragen: Wo war der Einsatz von KI tatsächlich sinnvoll – und wo nicht?

Wie kann denn bei der Nutzung der Datenschutz gewährleistet werden und sind weitere rechtliche Aspekte zu beachten?

Es gibt vielfältige rechtliche Aspekte zu beachten. Beispielsweise ist es so, dass bei der Nutzung von KI-Tools häufig ein Account erforderlich ist, und der ist von Personen eines Mindestalters anzulegen. Es muss vor der Nutzung geprüft werden: Kann ein Account angelegt werden? Muss das durch die Eltern passieren, die dann auch gemeinsam die Programme nutzen? Es gibt bereits Schulen, die über Lizenzen verfügen, die einen datenschutzkonformeren Zugang gewährleisten. Das heißt, eingegebene Daten werden nicht personenbezogen als Trainingsdaten für entsprechende Modelle verwendet. Trotzdem muss darauf geachtet werden, private Daten nicht weiterzugeben.

Können durch KI-Tools tatsächlich kreative Ergebnisse erreicht werden oder sehen wir nur das statistisch wahrscheinlichste Ergebnis der Sprachmodelle?

Eher Letzteres – in der Regel wird nicht wirklich etwas Neues kreiert, sondern das Vorhandene neu zusammengesetzt. Kreativität und Innovation sind weiterhin den Menschen vorbehalten.

Dana-Kristin Mah ist Juniorprofessorin für Digitales Lehren und Lernen an der Leuphana Universität Lüneburg und arbeitete zuvor in leitender Funktion für die Lernplattform „KI-Campus“.

Dana-Kristin Mah
Dana-Kristin Mah Foto: privat