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Stadtgeschichte für die Zukunft

In einer Münsteraner Online-Datenbank lässt sich Stadtgeschichte aus einer Vielzahl an Perspektiven entdecken.
Gefüllt ist sie mit Forschungsarbeiten von Schüler:innen zum Geschichtswettbewerb.

Ob Denkmal-Kontroverse, Migration oder Umwelt: Für den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten erforschen Kinder und Jugendliche seit 1973 Alltags- und Sozialgeschichte, die bis heute bewegt. Allein in Münster entstanden für den Wettbewerb bis heute rund 1.700 Arbeiten: ein enormer Beitrag zur Erschließung der Stadtgeschichte.

Um dieses Wissen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat das Institut für Didaktik der Geschichte an der Universität Münster gemeinsam mit dem Stadtarchiv Münster nun die Forschungsbeiträge aller Münsteraner Schüler:innen in einer Online-Datenbank erfasst. Stadtgeschichte für die Zukunft bietet einen neuen und einzigartigen Zugang zu den Rahmenthemen aller bisherigen Ausschreibungen sowie zu den Schüler:innenbeiträgen selbst. Ein virtueller Stadtplan ermöglicht auch eine räumliche Suche. Die Schüler:innenforschungen – egal ob schriftlich, Audioprojekt oder Film – werden auf diesem Weg als bedeutender Teil der Münsteraner Geschichtskultur gewürdigt.

Dass die Beiträge in Form einer Datenbank zugänglich gemacht werden konnten, ist einer ungewöhnlichen Kooperation zu verdanken: Das Stadtarchiv und das Institut für Didaktik der Geschichte haben dafür mit dem European Research Center for Information Systems (ERCIS) des Instituts für Wirtschaftsinformatik der WWU zusammengearbeitet. „Aus der ursprünglichen Idee einer gedruckten Bibliografie ist so ein innovatives digitales Werkzeug geworden“, bilanziert Projektleiterin Saskia Handro vom Institut für Didaktik der Geschichte.

Den Anstoß für diese Zusammenarbeit gab der MünsterHack 2020. Beim mittlerweile etablierten Jahrestreffen der Münsteraner Tech-Szene brachten Mitarbeitende von Stadtarchiv und Geschichtsdidaktik ihre Daten über die Schüler:innenforschungen ein. Ein Team Studierender der Wirtschaftsinformatik entwarf prompt ein erstes Modell für eine Online-Datenbank. „Weil hier Recherche-Daten sowie Programmcode als frei nutzbare Daten zur Verfügung gestellt wurden, konnte eine interdisziplinäre Lösung entwickelt werden, die beide Seiten allein nicht hätten realisieren können“, fasst Thomas Werner, Open-Data-Beauftragter der Stadt Münster, treffend zusammen. Der freie Zugang zu Informationen und Daten habe Fachwissenschaften, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft in diesem Projekt wechselseitig inspiriert.

Wer in der Online-Datenbank recherchiert, kann nicht nur historische Orte und Persönlichkeiten, sondern vor allem neue Perspektiven auf die Stadtgeschichte entdecken. Ist das Interesse geweckt, können die Arbeiten im vollen Umfang im Lesesaal des Stadtarchivs eingesehen werden.

Für nähere Auskünfte stehen das Stadtarchiv Münster (Philipp Erdmann) und das Institut für Didaktik der Geschichte der Universität Münster (Moritz Heitmann) gern zur Verfügung.