Competition: Denkmal: Erinnerung – Mahnung – Ärgernis ... Das Kriegsgefangenen-Mahnmal der Stadt Enger von 195

2. Preis
1993
Probst, Helge / Probst, Ingmar
Adolf Gerd Probst

13. Klasse, Widukind-Gymnasium, 32130 Enger

32130 Enger, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

#1993-1149

Als Halbwüchsige lernen die Autoren bei Sonntagsausflügen mit ihren Eltern das Kriegsgefangenendenkmal, das vor dem städtischen Museum steht, kennen. Eine erste Annäherung geschieht in ihrer Arbeit durch eine ausführliche Fotodokumentation aus allen Blickwinkeln. Schwierigkeiten gibt es bei der Suche nach konkreten Zahlen über Kriegsheimkehrer, da die Akten auf bürokratischen Wegen verschollen scheinen. Die Autoren greifen deshalb bei der Darstellung von Fakten, politischen Nachkriegsaktivitäten zur Heimkehr von Kriegsgefangenen und dem Aufbau lokaler Organisationen hauptsächlich auf Sekundärquellen zurück. Die Motivation zur Errichtung des Denkmals wird von ihnen aus zeitgeschichtlichen Strömungen heraus erklärt: Eine kämpferisch-reaktionäre Grundstimmung nach Ausbruch des Koreakrieges 1950. Die bloße Teilnahme am öffentlichen Leben reichte den Vertriebenenorganisationen (vor allem dem Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermißtenangehörigen Deutschlands e.V., VdH) nicht aus. Es mußte etwas her, „das ständig mahnte“. Es folgen Überlegungen zu ersten Mahnmalentwürfen des Architekten Hermann Tödtmann, die auch als Skizzen wiedergegeben werden. Die Stadt akzeptierte dessen Vorschlag einstimmig. Obwohl die konservativen politischen Kräfte federführend waren, zog auch die SPD bei dieser „nationalen Verpflichtung“ mit. Ein Konzert und private Spenden sollten das Denkmal finanzieren. Um das persönliche Engagement der wichtigsten Personen bei der Denkmalerrichtung besonders hervorzuheben, werden Bürgermeister Wilhelm Ludewig, Architekt Hermann Tödtmann, der 1. Vorsitzende des VdH Enger, Christian Neumann, sowie dessen Nachfolger Werner Heylan noch einmal ausführlich vorgestellt. Die Verfasser skizzieren anschließend Bauphase und Einweihung 1955 (inklusive historischer Fotos) und gehen auf die positive Berichterstattung in den lokalen Tageszeitungen ein. In den folgenden Jahren wurden regelmäßig Gedenkfeiern am Mahnmal abgehalten (8. Mai, 17. Juni, Volkstrauertag, Heimkehrergedenktag), deren Choreografie die Autoren exemplarisch wiedergeben. Es kam zu einem Disput zwischen Stadt und VdH Enger, an welchen Tagen die Flamme im Mahnmal brennen sollte. Man einigte sich neben dem 17. Juni auf den Volkstrauertag. Der Gastechnik im Mahnmal, ihren Veränderungen sowie den Verbrauchskosten widmen die Verfasser eine längere Passage mit sehr detaillierten Zahlenangaben. Es kam immer wieder zu Beschädigungen am Mahnmal und Verdrehungen der Gedenkzahlen. Die „ewige Flamme“ wurde vorübergehend abgestellt und 1968 stillgelegt. Die Stadt und der VdH stritten sich (ausführlich dokumentiert) bald um die weitere Gestaltung, die Nutzung des Denkmals und die Entzündungstermine für die Flamme. Da der Entwurf des Architekten Tödtmann allgemeine Anerkennung fand, errichtete er ein zweites Kriegsehrenmal für die Gemeinde Oldinghausen. Beide Denkmäler werden fotografisch verglichen. Eine Passantenbefragung am Mahnmal (175 Personen) ergibt, daß der größte Teil (hauptsächlich Menschen unter 50) dessen Bedeutung und Errichtungsjahr nicht kennt. Die logische Folgerung für die Autoren: Es sollte eine erklärende Tafel angebracht werden. Sie schlagen hierzu nicht nur einen Text vor, sondern wollen sich auch an die Stadt wenden, damit das Denkmal unter Schutz gestellt wird, Renovierungsarbeiten vorgenommen werden und eine Schulklasse die Patenschaft für das renovierte Denkmal übernimmt.

Literaturverzeichnis

184 S.; aktuelle und hist. Fotos, Quellenfaksimiles, Denkmalskizzen, Zeitungsartikel

Quellen

Akte „Mahnmal“ der Stadt Enger im Stadtarchiv; Ortsbesichtigungen; VdH-Materialien; zeitgenössische Presse; Festschriften; Protokollbücher; Zeitzeugengespräche; eigene Meinungsumfrage; Lexika; Chroniken; lokalhistorische Veröffentlichungen; allgemeine Sekundärliteratur.