EUSTORY-Netztreffen 2023
35 Teilnehmer:innen aus 22 Ländern nutzten vom 8.-12. März 2023 das EUSTORY-Jahrestreffen in Warschau für intensiven Austausch. Mit dem Ukrainekrieg, Populismus und Migrationsfolgen standen sowohl schon länger bestehende als auch eher jüngere Herausforderungen für die Bildungsarbeit in Europa auf dem Programm. Gastgeber war die polnische Stiftung KARTA Center, die ihr in Warschau neu eröffnetes Dialogzentrum für Osteuropa „Eastern House“ für die Tagung zur Verfügung stellte.
Donnerstag, 9. März 2023
Wettbewerbsorganisator:innen besuchten gemeinsam das Warschauer Ghetto-Ehrenmal von 1948 sowie das Museum der Geschichte der polnischen Juden, das POLIN Museum.
Anschließend bot eine Stadtführung zu Überresten des jüdischen Ghettos Anlass zur Auseinandersetzung mit europäischer Geschichte sowie polnischer Erinnerungskultur und Gedenkpolitik.
Freitag, 10. März 2023
Im Eröffnungspanel diskutierten Jarosław Kuisz, Chefredakteur des polnischen Magazins Kultura Liberalna und Jacek Stawiski, TV-Journalist (TVN24), zusammen mit den Teilnehmer:innen Aspekte des komplexen Verhältnisses von Polen und Europa seit 1989 sowie die erneute Wendung, die der russische Überfall auf die Ukraine für Polen bedeutet hat. Ebenfalls erörterten sie verschiedene Sichtweisen auf den russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022. Denn neben der isolierten russischen Propaganda unterscheiden sich auch westeuropäische und osteuropäische sowie Interpretationen aus dem globalen Süden auf den Konflikt. Mit Blick auf unterschiedliche historische Erfahrungen sensibilisierten sie für die Gründe hinter den Unterschieden und Gemeinsamkeiten.
Die Gründer der Stiftung KARTA Center, das Ehepaar Alicja Wancerz-Gluza and Zbigniew Gluza, gaben Einblicke in das Konzept ihres neu gegründeten Dialogzentrums „WITRYNA – Eastern House for Dialogue“, dem Veranstaltungsort der EUSTORY-Jahrestagung 2023.
Das Haus bietet verschiedenen osteuropäischen Aktionsgruppen im Exil einen Raum für Austausch, Projektarbeit und Veranstaltungen.
Mehr zum Konzept des Eastern House.
Erfahrungen mit einer in Italien entwickelten Methode zur Friedenserziehung zwischen aktuellen oder ehemaligen Kriegsparteien stellte Noam Pupko von der Organisation Rondine Cittadella della Pace vor.
Natalia Kolyagina und Natalia Konradova stellten Eckpunkte eines Pilotprojekts für russische Jugendliche in Europa vor. Es knüpft an die Jugendarbeit von Memorial International in Russland vor dem Verbot der Organisation im Land an.
Samstag, 11. März 2023
Petro Kendzor, ukrainischer Wettbewerbsorganisator, und seine Frau, die Historikerin Polina Verbytska, gaben Einblicke in die Arbeit von NOVA DOBA, der All-Ukrainian Association of Teachers of History, Civic Education and Social Studies in der Ukraine, die auch im Krieg fortgeführt wird.
Lusine Kharatyan von der armenischen NGO Hazarashen – Armenisches Zentrum für ethnologische Studien, diskutierte Erfahrungen des Pilot-Schülergeschichtswettbewerbs in Armenien, den Hazarashen zusammen mit DVV International Armenien im Jahr 2021 gestartet hat. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Schüler:innen stärker für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte ermächtigt werden können.
Nandina López-Jacoiste Ortiz von der Real Maestranza de Caballería de Ronda in Spanien präsentierte, wie die neue, umfangreiche Online-Plattform des spanisch-portugiesischen Geschichtswettbewerbs den Digitalisierungsschub während der Corona-Pandemie, beispielsweise durch die Integration virtueller Meetings Points sowie die Installation innovativer Tools, umsetzt.
Shamir Yeger von der Bar-Ilan University in Israel ermöglichte den Tagungsteilnehmenden über mehrere vor Ort installierte Virtual Reality-Brillen Einblicke in ein Geschichtsunterrichtsprojekt, das aktuell in mehreren jüdisch-arabischen Schulen in Israel erprobt wird.
Den Schüler:innen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen in Israel werden mit Hilfe dieses Metaversums neue Lernanlässe für die Auseinandersetzung mit Identität und gemeinsamer Geschichte ermöglicht, wobei auch der Einsatz von zusammen mit Lehrer:innen entwickelten Virtuellen Experiences zum Tragen kommt.
Seit 2022 besteht die EUSTORY Arbeitsruppe HistEdu zum Thema “Positioning Contested History in 21st Century Classrooms”. Die Gruppe wurde von der slowakischen EUSTORY-Wettbewerbsorganisatorin Zuzana Jezerská vom Slowakischen Zentrum für Kommunikation und Entwicklung, Bratislava initiiert.
Beim Netzwerktreffen präsentierten EUSTORY-Vertreter:innen aus vier verschiedenen Ländern die von ihnen entwickelten Pilotprojekte, die sie zusammen mit Lehramtsanwärter:innen und mit erfahrenen Lehrer:innen aktuell in Dänemark, Irland, Israel und Portugal starten. Im Mittelpunkt der Pilotprojekte stehen Methoden, wie umstrittene Themen aus der Geschichte im Unterricht behandelt werden können.
Mehr zu dem Projekt hier.
Valbona Bezati vom Institut für Demokratie, Medien & Kultur (IDMC) in Tirana stellte den erfolgreichen albanischen Schülerwettbewerb “Ask Your Grandparents” vor, der in 2023 Mitglied im EUSTORY-Netzwerk wurde. Mehr Informationen zum albanischen Wettbewerb gibt es hier.