Mohammed Ghunaim lebt seit 2015 in Deutschland im Exil.

Foto: Körber-Stiftung

Einblick in das Leben im Exil

Leben im Exil – was bedeutet das eigentlich für den Einzelnen? Menschen, die heute in Deutschland im Exil leben, zeigen uns ihre sehr persönliche Antwort auf diese Frage. Dafür haben sie Zitate historischer Exilierter ausgewählt, in denen sie sich besonders gut wiedererkennen. Die geteilten Erfahrungen im Exil überwinden Grenzen von Zeit, Kultur, Herkunft und Situation.

Zitate von Adorno, Arendt und Brecht

Der türkische Journalist Can Dündar, die maledivische Menschrechtsaktivistin Shahindha Ismail und der syrische Theatermacher Mohammed Ghunaim zeigen mit Zitaten des Philosophen Theodor W. Adorno, der Publizistin Hannah Arendt und des Dramatikers Bertolt Brecht, was Leben im Exil für sie bedeutet.

Zitate aus dem Exil: Was Can Dündar mit Theodor W. Adorno verbindet

  • Can Dündar lebt seit 2016 in Deutschland im Exil.
    Can Dündar lebt seit 2016 in Deutschland im Exil. Fotos: Körber-Stiftung

Can Dündar: für journalistische Recherchen inhaftiert

Die Verhaftung des bekannten türkischen Investigativjournalisten Can Dündar führte 2015 zu einem internationalen Aufschrei und zahlreichen Protestaktionen. Hintergrund der Festnahme war ein Bericht der Tageszeitung Cumhuriyet über einen geheimen Munitionstransport von der Türkei nach Syrien – mutmaßlich an den „Islamischen Staat“. In einem Schauprozess, in dem unter anderem der Staatspräsident und der türkische Nachrichtendienst als Nebenkläger auftraten, wurden Cumhuriyet-Chefredakteur Dündar und ein Kollege zu fünf Jahren und zehn Monaten Gefängnis wegen des Verrats von Staatsgeheimnissen verurteilt. Eine vorübergehende Freilassung aus der Haft nach einem Urteil des Verfassungsgerichts erlaubte Dündar Anfang 2016 die Ausreise. Sein Besitz und Vermögen in der Türkei wurden beschlagnahmt. Ein Gericht in der Türkei verurteilte Dündar Ende 2020 in Abwesenheit zu mehr als 27 Jahren Haft. Seit 2016 lebt Dündar in Deutschland im Exil. Hier leitet er das Webradio ÖZGÜRÜZ, ein Projekt des Recherchenetzwerks Correctiv. Außerdem arbeitet er als Dokumentarfilmer, Schriftsteller und Kolumnist, unter anderem regelmäßig für Die Zeit.

Erinnerung an Hochzeitstag und Gefängnis

Das Samtsakko trug Can Dündar bei seiner Verhaftung – er war gerade mit seiner Frau auf dem Weg zu einem Restaurant, um ihren Hochzeitstag zu feiern. Stattdessen fand er sich unpassend elegant gekleidet in einer Gefängniszelle wieder. Das Sakko erinnere ihn deshalb zugleich an schöne Anlässe wie seinen Hochzeitstag und an seine Zeit im Gefängnis, sagt Dündar.

Foto: Körber-Stiftung

Can Dündar erklärt, was ihn mit Theodor W. Adorno verbindet

Theodor W. Adorno: Frankfurter Schule

Neben Max Horkheimer gehört der Philosoph Theodor W. Adorno zu den wichtigsten Begründern der Kritischen Theorie. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, lag die philosophische Habilitation Adornos gerade erst zwei Jahre zurück. Trotzdem pflegte er bereits erste Kontakte zum Institut für Sozialforschung, der Geburtsstätte der Frankfurter Schule, und hatte in dessen Zeitschrift publiziert. Als Sohn eines jüdischen Vaters wurde Adorno 1933 die Lehrbefugnis entzogen, ab dem folgenden Jahr lebte er in Oxford. Von dort reiste er noch mehrfach nach Deutschland und konnte sich lange nicht zum Gang ins Exil durchringen. Erst 1938 folgte er einer Einladung Horkheimers und emigrierte in die USA. Dort konnte er seine philosophische Arbeit fortsetzen, kehrte aber ab 1949 zeitweise und 1953 endgültig nach Deutschland zurück – unter anderem, weil die deutsche Sprache für sein Denken einen hohen Stellenwert hatte. Die große Bedeutung der Sprache teilt er mit Can Dündar. Der türkische Journalist sagt über sich, mit Stift und Papier könne er jede Situation bewältigen – so habe er zum Beispiel auch die Isolationshaft in der Türkei überstanden. Adornos Zitat „Wer keine Heimat mehr hat, dem wird wohl gar das Schreiben zum Wohnen“ spiegelt für ihn seine eigene Lage im Exil wider.

Theodor W. Adorno – nach dem Exil nach Deutschland zurückgekehrt.
Theodor W. Adorno – nach dem Exil nach Deutschland zurückgekehrt. Foto: Theodor W. Adorno Archiv, Frankfurt am Main

Zitate aus dem Exil: Wieso sich Shahindha Ismail in Hannah Arendt wiedererkennt

  • Seit 2019 lebt Shahindha Ismail im Exil in Deutschland.
    Seit 2019 lebt Shahindha Ismail im Exil in Deutschland. Fotos: Körber-Stiftung

Morddrohungen zwangen Shahindha Ismail ins Exil

Shahindha Ismail ist Gründerin und Direktorin des Maldivian Democracy Network (MDN) – einer der ältesten Menschenrechtsorganisationen der Malediven. Ein Bericht, den sie 2016 mit drei Kolleginnen und Kollegen veröffentlicht hatte, wurde von den Behörden als anti-islamisch gebrandmarkt. Demonstranten und religiöse Extremisten riefen in der Folge öffentlich zum Mord an Shahindha Ismail auf. In den sozialen Netzwerken erhielt sie massive Drohungen. Besondere Aufmerksamkeit erregte 2017 ein Tweet von ihr, in dem sie sich für das friedliche Miteinander verschiedener Religionen aussprach – die Morddrohungen nahmen zu, die Polizei ermittelte gegen sie. »Wäre ich geblieben, hätte man mich umgebracht«, sagt Ismail. Seit 2019 lebt sie im Exil in Deutschland, als Stipendiatin der Stiftung für politisch Verfolgte.

Wichtigster Gegenstand im Exil: ein Foto

Ein Foto ihrer Tochter gehört zu Shahindha Ismails wichtigsten Gegenständen im Exil: Der Anblick gibt ihr ein Gefühl von Vertrautheit und Zuhause, das sie in Deutschland bis heute vermisst.

Foto: Körber-Stiftung

Shahindha Ismail erklärt, was sie mit Hannah Arendt verbindet

Hannah Arendt: flüchtete 1933 aus Deutschland

„Hannah Arendt hat vor 80 Jahren beschrieben, was ich heute fühle“, sagt Shahindha Ismail. „Viele Dinge, die für mich zuhause alltäglich und vertraut waren, sind in Deutschland fremd. Ich habe das Gefühl, dass ich wie ein Kind alles ganz neu erlerne und mich ständig erklären muss.“ Ihre Lage erkennt Ismail zum Beispiel in Arendts Zitat wieder: „Wir haben unser Zuhause und damit die Vertrautheit des Alltags verloren.“ Die Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt war dem NS-Regime als bekannte politische Vordenkerin und Jüdin in doppelter Hinsicht ein Dorn im Auge. Nach einer achttägigen Inhaftierung durch die Gestapo im Juli 1933 flüchtete sie aus Deutschland über Tschechien und die Schweiz zunächst nach Frankreich. Nach einer Inhaftierung 1940 durch die französischen Behörden konnte sie aus einem südfranzösischen Internierungslager fliehen und schließlich 1941 über Lissabon in die USA emigrieren. Dort war Arendt bis zu ihrem Tod 1975 politisch, publizistisch und wissenschaftlich aktiv. Ihr Essay Wir Flüchtlinge von 1943 besitzt bis heute Aktualität.

Hannah Arendt – erst in Frankreich, dann in den USA im Exil
Hannah Arendt – erst in Frankreich, dann in den USA im Exil Foto: Münchner Stadtmuseum

Zitate aus dem Exil: Welche Erfahrung Mohammed Ghunaim mit Bertolt Brecht teilt

  • Vom Roten Halbmond ans Thalia Theater: Mohammed Ghnuaim
    Vom Roten Halbmond ans Thalia Theater: Mohammed Ghnuaim Fotos: Körber-Stiftung

Im Visier des syrischen Geheimdienstes: Mohammed Ghunaim

Mohammed Ghunaim, genannt Ziko, lebt seit 2015 in Deutschland im Exil. Er hat in Damaskus Journalismus und Literatur studiert, in Syrien jedoch nie als Journalist gearbeitet, weil ihm die Arbeit ohne Pressefreiheit zu gefährlich schien. Stattdessen ging er zur Hilfsorganisation Roter Halbmond – und geriet dort 2015 ins Visier des Geheimdienstes. Der Vorwurf: Als Leiter einer „Desaster Emergency Unit“ erhalte er staatsgefährdende Informationen. Massive Einschüchterung, eine erste Inhaftierung und die klare Botschaft, dass er eine erneute Verhaftung nicht überleben würde, bewogen ihn zu einer überstürzten Flucht. Über Beirut, Istanbul, das griechische Flüchtlingslager Moria und Wien gelangte er schließlich nach Deutschland. Sein Spitzname Ziko stammt aus der Zeit beim Roten Halbmond, damals mussten die Mitarbeiter:innen aus Sicherheitsgründen unter Fantasienamen über soziale Netzwerke kommunizieren. In Hamburg fühlt sich Ziko inzwischen zuhause und entwickelt verschiedene Film- und Theaterprojekte, unter anderem wirkte er in dem Dokumentarfilm #myescape mit. Am Thalia Theater hat er als Dramaturg und Koordinator der Embassy of Hope gearbeitet. Seit 2021 ist er dort als Referent für Diversität angestellt.

Erinnerung an sein Zuhause

Ein Seidenschal seiner Mutter ist der einzige Gegenstand, der Ziko aus seinem Leben in Syrien geblieben ist. Der Schal hat ihn auf dem langen Weg ins Exil begleitet – und mit ihm der Duft seiner Mutter und die Erinnerung an sein altes Zuhause.

Foto: Körber-Stiftung

Mohammed Ghunaim erklärt, was ihn mit Bertolt Brecht verbindet

Bertolt Brecht: von den Nazis ins Exil getrieben

Mohammed Ghunaim stellt ein Zitat des Dichters und Dramatikers Bertolt Brecht (1898-1956) aus dem Jahr 1937 vor: „Wir wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluss … Vertriebene sind wir, Verbannte.“ Brecht floh 1933 direkt am Tag nach dem folgenschweren Reichstagsbrand ins Ausland. Bereits seit 1930 hatten die Nazis zunehmend Druck auf den kritischen Dramatiker ausgeübt. Während die Nationalsozialisten in Deutschland Brechts Bücher verbrannten und ihm die Staatsbürgerschaft aberkannten, suchte er Zuflucht in Prag, Wien, Zürich, Paris, Dänemark und den USA, viele bekannte Werke verfasste er im Exil. 1948 kehrte Brecht nach Berlin zurück. Mohammed Ghunaim erkennt Parallelen zwischen seiner und Brechts Geschichte: die Liebe zum Theater, die schnellentschlossene Flucht und das klare Bewusstsein, dass er nie im Sinn hatte, seine Heimat zu verlassen – auch nicht, als das Leben im 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg immer schwieriger wurde.

1933 vor den Nazis ins Exil geflohen: Bertolt Brecht
1933 vor den Nazis ins Exil geflohen: Bertolt Brecht Foto: Fred Stein Archiv

Zitate aus dem Exil: Wie Antonio Ablon Hoffnung aus Otto Wels‘ Worten schöpft

  • Engagiert sich auch aus Deutschland heraus für Menschenrechte: Antonio Ablon
    Engagiert sich auch aus Deutschland heraus für Menschenrechte: Antonio Ablon Fotos: Friedrun Reinhold

Antonio Ablon: Menschenrechtsarbeit führte zu Morddrohungen

Der philippinische Bischof Antonio Ablon lebt seit Mai 2019 im Hamburger Exil. Auf seiner Heimatinsel Mindanao kämpfte das Oberhaupt der Iglesia Filipina Independiente, einer unabhängigen katholischen Glaubensrichtung, für Frieden sowie die Wahrung der Menschenrechte unterdrückter Minderheiten. Für sein Engagement erhielt der 46-Jährige im Laufe der vergangenen Jahre immer massivere Morddrohungen – mutmaßlich gelenkt oder zumindest toleriert von staatlicher Seite. Graffitis setzten ihn mit der New People’s Army (NPA) gleich, einer kommunistischen Untergrundbewegung, die sich gegen das Regime stellt. Als seine Beschwerden darüber ins Leere liefen, wusste er, dass er in seiner Heimat nicht mehr sicher war. Um sein Leben zu retten und seine Mission in die Welt zu tragen, folgte Antonio Ablon der Einladung der Seemannsmission Hamburg und der Nordkirche in die Hansestadt. Als Stipendiat der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte kann der Vater von zwei erwachsenen Söhnen hier seine politische Arbeit in einer mehrmonatigen Auszeit geschützt weiterführen. Er nutzt die Zeit intensiv, hält Vorträge, bloggt, knüpft Netzwerke mit anderen Kirchenverbänden und Gleichgesinnten.

Antonio Ablon erklärt, was er mit Otto Wels gemeinsam hat

Otto Wels: sozialdemokratischer Widerstand gegen die Nazis

Antonio Ablon wählte das Zitat des SPD-Politikers Otto Wels (1873-1939): „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“. Mit diesen Worten hatte Wels im März 1933 das „Nein“ seiner Partei zum Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten begründet.

Er ging ins Exil nach Paris und organisierte von dort den Widerstand gegen die Nazis. Wie Otto Wels kämpft auch Ablon für Frieden und Menschenrechte in seiner Heimat und hofft, mit seinem Engagement andere zu inspirieren: „Natürlich habe ich Angst, meine Freiheit oder mein Leben zu verlieren – und das wird früher oder später passieren. Aber ein ehrbarer Mensch ist unsterblich. Er wird in denjenigen weiterleben, die ihn kannten und deren Leben durch ihn reicher wurde.“

Otto Wels: organisierte aus dem französischen Exil den Widerstand gegen die Nazis
Otto Wels: organisierte aus dem französischen Exil den Widerstand gegen die Nazis Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo

Zitate aus dem Exil: Wieso sich Zohre Esmaeli in Mascha Kaléko wiedererkennt

Aus Afghanistan ins deutsche Exil: Zohre Esmaeli
Aus Afghanistan ins deutsche Exil: Zohre Esmaeli Foto: Jens Gyarmaty

Zohre Esmaeli: „Nehmt euer Schicksal selbst in die Hand!“

Zohre Esmaeli stammt aus Afghanistan. Sie ist Model, Unternehmerin und soziale Aktivistin und lebt seit 1998 im deutschen Exil. Gemeinsam mit ihrer Familie floh die damals 13-Jährige vor dem Krieg aus ihrer Heimat. In Frieden leben konnte sie trotzdem nicht. Neben der Herausforderung, in einer fremden Kultur Fuß zu fassen, fühlte sich Esmaeli zuhause eingeengt von den traditionellen Vorstellungen ihrer Eltern, wie eine Frau zu leben habe. Mit 17 Jahren verließ sie ihre Familie und kämpfte sich alleine durch. Heute ist sie als Integrationsbotschafterin Vorbild für viele junge Frauen mit Migrationshintergrund. Ihre Botschaft: Nehmt euer Schicksal selbst in die Hand! In Deutschland unterstützt sie mit ihrem Projekt Culture Coaches Migrant:innen dabei, hier anzukommen, die Kultur zu verstehen und sich zu integrieren. Zudem engagiert sie sich für Bildungseinrichtungen in Afghanistan, um Frauen im Land eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen.

Zohre Esmaeli erklärt, was sie mit Mascha Kaléko verbindet

Mascha Kaléko: Sehnsucht nach Heimat

Zohre Esmaeli wählte das Zitat der Dichterin Mascha Kaléko (1907-1975) aus dem Jahr 1945: „Ich habe manchmal Heimweh. Ich weiß nur nicht, wonach …“ Als Kind jüdisch-russisch-österreichischer Eltern übersiedelte Mascha Kaléko 1914 mit ihrer Familie aus dem galizischen Chrzanów (heutiges Polen) nach Deutschland.

1935 wurden ihre Schriften in Deutschland verboten. Sie ging ins Exil in die USA, wo auch ihr Gedichtband Verse für Zeitgenossen erschien, aus dem das Zitat stammt. Zohre Esmaeli und Mascha Kaléko mussten beide mehrfach ihr Zuhause aufgeben und sich immer wieder ein neues Leben aufbauen. Beide verbindet die Sehnsucht nach einem Heimatgefühl, das sie so nie kennengelernt haben. Esmaeli: „Ich habe oft Heimweh nach Afghanistan. Dabei haben mir die Menschen dort als Frau nie ein Heimatgefühl vermittelt. Diese Hoffnung kennen viele Geflüchtete: Sie wollen in ihr Heimatland zurückkehren, aus dem sie doch eigentlich geflohen sind.“

Mascha Kaléko: verließ Deutschland und ging in die USA ins Exil
Mascha Kaléko: verließ Deutschland und ging in die USA ins Exil Foto: Picture-Alliance dpa

Zitate aus dem Exil: Was Omid Rezaee mit Lion Feuchtwanger verbindet

  • Seit 2015 im deutschen Exil: Der Journalist Omid Rezaee
    Seit 2015 im deutschen Exil: Der Journalist Omid Rezaee Fotos: Friedrun Reinhold

Als Journalist verfolgt: Omid Rezaee

Der iranische Journalist Omid Rezaee lebt seit 2015 im deutschen Exil. Schon als Student arbeitete er journalistisch und war politisch aktiv. Für sein Engagement wurde er 2011 inhaftiert und verbrachte zwei Monate in Untersuchungshaft. Bevor seine Verurteilung in Kraft treten konnte, floh er in den Irak. Zwei Jahre später erreichte er Europa. In Berlin und Hamburg lernte er Deutsch. Nachdem er die Weiterbildung „Digitale Medien für Medienschaffende mit Fluchtgeschichte“ an der Hamburg Media School erfolgreich abgeschlossen hat, studiert der 30-Jährige aktuell „Digital Journalism“. Darüber hinaus war er Chefredakteur des Hamburger Online-Magazins Amal, Hamburg!. Heute arbeitet Rezaee als freier Journalist und bloggt unter Perspektive-Iran.com in deutscher Sprache über die aktuellen Geschehnisse im Iran. Seit 2016 lebt er in Hamburg.

Omid Rezaee erklärt, warum ihn Lion Feuchtwanger anspricht

Lion Feuchtwanger: Elend und Stärke im Exil

Omid Rezaee wählte ein Zitat des Schriftstellers Lion Feuchtwanger (1884-1958) aus dem Jahr 1940: „Exil zerrieb, machte klein und elend: aber Exil härtete auch und machte groß, reckenhaft.“ Zum Zeitpunkt der Machtergreifung Hitlers befand sich Feuchtwanger auf einer US-Vortragsreise und kehrte nicht nach Deutschland zurück.

Im französischen Exil gründete er mit Bertolt Brecht die Exil-Zeitschrift Das Wort und schrieb immer neue Romane, um sich öffentlich mit den Gräueltaten und den Strukturen des NS-Regimes auseinanderzusetzen. Rezaee und Feuchtwanger verbindet diese intensive Beschäftigung mit ihrer Heimat, aus der sie fliehen mussten. Beide erlebten, wie zerstörerisch das Exil wirkt, wie elend und einsam man sich fern der Heimat fühlt – und wie man an diesen Herausforderungen wachsen kann. Rezaee: „Das Exil trennt dich von geliebten Menschen, aber gleichzeitig gibt es dir die Möglichkeit, dir selbst näher zu kommen. Die einzigartige Verlassenheit, die man während des Exils erlebt, kann einen zerstören, aber auch stärker machen.“

Lion Feuchtwanger: lebte schon ab Anfang der 1930er im Exil
Lion Feuchtwanger: lebte schon ab Anfang der 1930er im Exil Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo

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