Amal-Redakteur Mutaz Enjila

Foto: Jann Wilken

Lebensrettender Journalismus

„Amal, Hamburg!“ ist eine Onlineredaktion, die tagesaktuell über Neuigkeiten aus Hamburg auf Arabisch und Persisch berichtet. Während der Corona-Krise ist das vierköpfige Redaktionsteam aus Syrien, dem Iran und Afghanistan besonders gefragt: Solide recherchierte Informationen über das Virus helfen, Leben zu schützen. Die Körber-Stiftung hat sich mit dem aus Syrien stammenden Redakteur Mutaz Enjila über seine Erfahrungen in dieser Ausnahmesituation unterhalten.

Wie erlebt die arabischsprachige Community in Hamburg und ganz Deutschland die derzeitige Situation?

Ich höre von Bekannten oder Freunden, dass die aktuelle Stimmung der arabischen Gemeinschaft in Hamburg gemischt ist. Einerseits herrscht Trauer über die verwaisten Straßen der Stadt, andererseits Angst vor der Ausbreitung des Corona-Virus‘. Die Angst ist besonders für Kriegsflüchtlinge eine Belastung, da sie nach Deutschland kamen, um ein sicheres Leben zu führen und dies nun in neuer Weise bedroht wird. Doch es herrscht auch großes Vertrauen in die Regierung und ihre Entscheidungen.

Könnt ihr dazu etwas beitragen?

Das Vertrauen kommt auch durch die zuverlässigen Informationen der offiziellen Quellen, die wir bei „Amal, Hamburg!“ übersetzt in ihrer Muttersprache zur Verfügung stellen. Durch die Vielzahl an Quellen findet die arabische Gemeinschaft es schwierig, gute und richtige Informationen zu erhalten. Auch sind Zusammenhänge schwer verständlich. Was wir bei „Amal“ deshalb versuchen, ist, die Nachrichten zu erklären und unseren Leserinnen und Lesern verkürzt und schnell anzubieten. Das Vertrauen unserer Leserinnen und Leser in unsere Arbeit und unsere Webseite ist groß. Daher versuchen wir, Informationslücken zu schließen, indem wir Erklärungen liefern. Wir arbeiten professionell und bieten Journalismus ohne Fake News.

Corona hat alles verändert. Wie sieht euer Arbeitsalltag aus?

Wir kommunizieren als Team täglich miteinander, um unser Vorgehen zu verbessern und unseren Leserinnen und Lesern so die bestmöglichen Ergebnisse zu liefern. Wir suchen auf offiziellen Seiten wie die der Bundesregierung, des Hamburger Senats sowie auf anderen Kanälen wie hamburg.de die wichtigsten Informationen und Entscheidungen zusammen, um sie den arabischen, persischen und afghanischen Communities in Hamburg in ihrer Muttersprache zu vermitteln. Besonders Aussagen der Regierung sind in dieser Zeit sehr wichtig und sollen schnell auf die Webseite, damit die Menschen die Geschehnisse verstehen können. Da dies in Eigenrecherche unseren Lesern so nicht möglich ist, sind sie froh über unser Angebot.

Gibt es Reaktionen aus der Leserschaft?

Die Kommentare unter den Posts bestätigen, dass das Angebot hilfreich ist. Dies zeigt sich auch in der Verdopplung unserer Besucherzahlen auf der Webseite. Nicht nur aus Hamburg, sondern aus ganz Deutschland und sogar aus arabischsprachigen Ländern bekommen wir Kommentare. Die Leser bedanken sich für schnelle und richtige Informationen. Sie interagieren viel mit unseren Beiträgen auf Facebook und schreiben ihre aktuellen Gefühle in die Kommentare. Auch geht es darum, wie sich das Leben durch Corona verändert, im Ausland und in Deutschland.

Was interessiert besonders?

Tatsächlich sind unsere Leserinnen und Leser vor allem daran interessiert, aktuelle und richtige Informationen – in dieser Zeit besonders Nachrichten zu Regierungsentscheidungen – zu erhalten. Außerhalb dieser Zeit sind sie auch an anderen politischen und kulturellen Nachrichten, gerade zum Thema Flucht, interessiert. Auch lesen sie Erfolgs- und Integrationsgeschichten gerne. Fotos und Videos von den Aktivitäten in der Stadt, beispielsweise von Klimaschutz-Demonstrationen und sportlichen Aktivitäten, Reportagen, Party- und Wochenend-Tipps sind sonst auch sehr gefragt.

Gibt es auch persönliche Interessen?

Nach Daten der nächsten Jobmesse wird genauso aktiv gefragt wie nach Studienangeboten für Geflüchtete. Unsere Leser interessieren sich auch für Gemeinschaftsinitiativen und Freiwilligenarbeiten – eigentlich alle freiwilligen Angebote, wie es sie auch jetzt gibt, während der Corona-Krise. Dazu bekommen wir viele Kommentare und direkte Fragen wie „Wie können wir helfen?“. Die arabische Community ist schließlich Teil der Bevölkerung Hamburgs und auch sonst fühlen sich Geflüchtete durch ihre Aufnahme in Deutschland dem Land sehr verbunden, sie nennen es sogar „Mama Deutschland“.

Amal, Hamburg! ist ein Projekt der Evangelischen Journalistenschule und der Körber-Stiftung, unterstützt vom Hamburger Abendblatt und der Evangelischen Kirche in Deutschland.

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