
2× hören: Keine Angst vor Sofia Gubaidulina
In einer Welt voller Ablenkungen, Exzentrik und Konsum wollte Sofia Gubaidulina mit ihrer Musik eine Nähe zu Gott herstellen. Die Cellistin Valerie Fritz und der Akkordeonist Goran Stevanovich erinnern mit dem Musikvermittler Rafael Rennicke an die große russische Komponistin, die Anfang des Jahres im Alter von 93 Jahren gestorben ist.
Im März dieses Jahres starb die große russische Komponistin Sofia Gubaidulina im Alter von 93 Jahren in Appen nordwestlich von Hamburg. Dort lebte sie seit Anfang der 1990er-Jahre und schuf ein beeindruckendes Werk, das von ihrer tiefen Religiosität geprägt ist. „Die Religion ist das Wichtigste im Leben des Menschen überhaupt“, meinte Gubaidulina, die mit ihrer Musik in einer Welt voller Ablenkungen, Exzentrik und Konsum eine Nähe zu Gott herstellen wollte.
Gubaidulina studierte in Moskau bei einem Schüler von Dmitri Schostakowitsch und weigerte sich von Anfang an, den Forderungen der sowjetischen Kulturbürokratie Folge zu leisten. Um Geld zu verdienen, schrieb sie Filmmusik, und ging unbekümmert ihren eigenen Weg – unterstützt von ihrem großen Vorbild Schostakowitsch, der ihr riet: „Komponieren Sie weiter auf Ihrem falschen Weg!“
Das tat sie – tief geprägt von ihrem christlichen Glauben und der spätmittelalterlichen Mystik. Ihre verinnerlichte, oft düstere Musik kennt mindestens eine Dimension, die über das rein Musikalische hinausweist: hin ins Spirituelle, hin zu Glauben, Liebe und den Hoffnungen des Menschen.
Das zeigt sich auch im Stück „In croce“ (1991) für Violoncello und Bajan, der osteuropäischen Variante des Akkordeons. In ihm hat Sofia Gubaidulina ihrem Lebensprinzip, dem Kreuz, ein klingendes Denkmal gesetzt.
Aufgeführt wird das Werk von der Cellistin Valerie Fritz und dem Akkordeonist Goran Stevanovich.
Es moderiert der Musikvermittler Rafael Rennicke.
Die österreichische Cellistin Valerie Fritz erforscht ihr Instrument mal elektronisch, mal auf Darmsaiten, mal mit zeitgenössischer, dann wieder mit klassischer Musik. Sie gastiert u. a. bei den Salzburger Festspielen und erarbeitet ihre Programme in direktem Austausch mit Komponisten wie Helmut Lachenmann, Georg Friedrich Haas oder Thomas Larcher. In der Saison 2025/26 wird sie als ECHO-Rising Star in Europas Konzertsälen zu hören sein.
Goran Stevanovich versteht das Akkordeon als ein „Instrument, das der ganzen Welt gehört“. Mit den vielfältigen musikalischen Traditionen seines Geburtslandes Bosnien-Herzegowina ist er genauso vertraut wie mit der klassischen Akkordeonliteratur des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Preisträger verschiedener internationaler Wettbewerbe machte sein Konzertexamen an der Musikhochschule Hannover, wo er heute auch als Dozent tätig ist.
Rafael Rennicke ist promovierter Musikwissenschaftler und Musikredakteur beim Kulturradio SWR2 in Baden-Baden. Seit mehr als zehn Jahren wirkt er als Dramaturg, Moderator, Kurator und Publizist für führende deutschsprachige Kultur-Institutionen. Nach seinem Studium der Musikwissenschaft und Allgemeinen Rhetorik an der Universität Tübingen war er drei Jahre lang Konzertdramaturg an der Oper Stuttgart. Der Körber-Stiftung fühlt er sich seit langem eng verbunden: 2012 bis 2014 war er Stipendiat der Exzellenzinitiative Masterclass on Music Education.
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