Manuel Häußler: 1. Preis Natur- und Technikwissenschaften Deutscher Studienpreis 2022

Foto: Pollmeier

2. Innovation

Um die Gesellschaft langfristig und nachhaltig zu verbessern und aktuelle Herausforderungen zu bewältigen, brauchen wir Innovationen. Wir müssen offen sein für Neues und die bestmöglichen Bedingungen in Bildung, Wissenschaft und Technologie schaffen – das ist unsere Überzeugung.
Um diesen Zielen nachzukommen, fördern wir wissenschaftliche Nachwuchskräfte sowie die europäische Spitzenforschung und bieten Raum für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Wissen für morgen. Dazu gehört ein offener Diskurs über die Chancen und Risiken von Innovationen sowie die Vermittlung eines vertieften Verständnisses für neue Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft. Mit Vorträgen, Themenwochen, Netzwerktreffen und Publikationen wollen wir informieren und auch für das Neue begeistern. Und wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass die öffentliche Diskussion mit Sachkenntnis und Urteilssicherheit stattfinden kann.
Das Handlungsfeld Innovation besteht organisatorisch aus den beiden Bereichen Bildung und Wissenschaft.

2.1 Bildung

  • Foto: Körber-Stiftung/Bente Stachowske
  • Foto: Körber-Stiftung/Claudia Höhne
  • MINT-Regionen im Überblick
    MINT-Regionen im Überblick

Unsere MINT-Regionen sind regionale Netzwerke mit dem Ziel, die MINT-Bildung „vor Ort“ zu stärken. 2022 wurde mit den ersten Regionalkonferenzen ein neues Format der Vernetzung etabliert. In Malchin (Mecklenburg-Vorpommern) und Dresden (Sachsen) kamen jeweils rund 150 Stakeholder aus Politik, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen, Lücken in der Bildungslandschaft für die MINT-Themen wurden gezielt geschlossen.
Landesweit haben unsere MINT-Vernetzungsstrukturen mittlerweile Vorbild-Charakter. Auch international erhöht sich die Aufmerksamkeit: Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Österreich hat eine vergleichbare Initiative gegründet, um flächendeckend regionale MINT-Netzwerke aufzubauen.

Mit der MINT-Qualitätsoffensive unterstützen wir MINT-Akteurinnen und -Akteure bei der Qualitätsentwicklung und -sicherung ihrer Angebote. Im Rahmen des Train-the-Trainer-Programms wurden 2022 insgesamt 14 Netzwerkkoordinatorinnen und Netzwerkkoordinatoren ausgebildet, die ihr Wissen den rund 100 MINT-Initiativen in den Regionen zur Verfügung stellen. Die Qualitätsentwicklung der entsprechenden MINT-Projekte konnte laut Evaluationsbericht nachweislich verbessert werden.
Auch der Zertifikatslehrgang zur Ausbildung von Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren für die Fachkräftesicherung mit der IHK Oldenburg konnte zum dritten Mal erfolgreich durchgeführt werden. Aus insgesamt acht Bundesländern waren zehn MINT-Regionen vertreten.
Im September fand das MINT:Barcamp erstmals nach Corona wieder in Präsenz statt: In 16 Sitzungen haben sich 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu „guter Praxis in der MINT-Bildung“ ausgetauscht.

Das 2021 gegründete Dach für außerschulische MINT-Bildung in Deutschland, MINTvernetzt, verfolgt das Ziel, Engagierte der MINT-Bereiche darin zu unterstützen, Kindern und Jugendlichen noch attraktivere und qualitativere Bildungsangebote zu machen. MINTvernetzt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von fünf Partnerorganisationen unter dem Lead der Körber-Stiftung umgesetzt.

Im Mai 2022 wurde ein Vernetzungsbeirat (u.a. Deutscher Städte- und Gemeindebund, Bundesagentur für Arbeit, Arbeitgeberverbände) ins Leben gerufen. Er steht uns seitdem bei der operativen Arbeit beratend zur Seite.

Zusätzlich verantwortet MINTvernetzt seit Frühjahr 2022 den Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen. Mit neuem Titel und überarbeitetem Leitbild haben wir das Bündnis mit inzwischen mehr als 300 Mitgliedern aus verschiedenen Institutionen aus Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft, Medien und Politik zukunftsfähig aufgestellt.

Die MINT-Aktionstage im November waren von besonders hoher Nachfrage geprägt: Bundesweit nahmen rund 700 Interessierte an insgesamt 30 Online-Veranstaltungen teil.

Die Initiative NAT bringt Hamburger Schülerinnen und Schülern die Praxis- und Zukunftsrelevanz von MINT-Fächern nahe. So werden etwa durch Labortage und Unternehmensbesuche Einblicke in aktuelle Forschungsfelder gewährt und das Interesse an MINT gestärkt. Zusammen mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Behörden unterstützen wir die Arbeit der NAT.

Ein sehr erfolgreiches Programm der Initiative NAT ist mint:pink. Es richtet sich gezielt an Mädchen in der Mittelstufe und ermutigt sie, MINT-Fächer für sich zu entdecken. Im April 2022 startete der 9. Mint:pink-Jahrgang mit rund 230 Schülerinnen.

  • Foto: Claudia Höhne

Gemeinsam im Verbund mit weiteren Partner-Einrichtungen und der Stadt unterstützen wir das Schülerforschungszentrum Hamburg (SFZ), die außerschulische Anlaufstelle für neugierige und experimentierfreudige Jugendliche im Bereich MINT. Im SFZ können Schülerinnen und Schüler mit professioneller Unterstützung selbstständig an eigenen Forschungsprojekten mit einem technischem oder naturwissenschaftlichem Schwerpunkt arbeiten.
Im Mai 2022 feierte das SFZ sein fünfjähriges Bestehen. Die Zwischenbilanz ist positiv: Seit dem Start 2017/18 hat sich die Anzahl der betreuten Forschungsprojekte von 100 auf aktuell 200 verdoppelt. In den letzten fünf Jahren wurden insgesamt 81 Wettbewerbsbeiträge aus dem SFZ bei Jugend forscht eingereicht – mit erfreulichen 40 ersten Preisen, 27 zweiten Preisen, 20 dritten Preisen sowie 42 Sonderpreisen auf regionaler Ebene sowie im Landes- und Bundeswettbewerb.
Der neu gegründete Teachers‘ Science Club im SFZ bietet Hamburger MINT-Lehrkräften Möglichkeiten zur Vernetzung und Weiterbildung. Unter anderem geben hier renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler exklusive Einblicke in aktuelle Forschungsthemen. Dieses Veranstaltungsformat traf sofort auf großes Interesse: Jeweils 40 Lehrkräfte nahmen an den ersten beiden Terminen teil.
Ebenfalls im SFZ hat die Abschlussveranstaltung des 6. Hamburger MINT-Tages am 17. November 2022 stattgefunden. Das Interesse am stadtweiten Wettbewerb war mit 1.100 Klassen aus 80 Hamburger Schulen ungebrochen hoch. Die sieben Siegerteams wurden von Schirmherr Schulsenator Ties Rabe im SFZ ausgezeichnet.

  • alle Fotos: Claudia Höhne

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Das war die Code Week Hamburg 2022 Quelle: YouTube/Code Week Hamburg

Die Code Week – eine europaweite Initiative – bietet in zwei Aktionswochen im Herbst Kindern und Jugendlichen ein großes Angebot von Workshops und Events, um die digitale Welt für sich zu entdecken. Im Oktober 2022 konnten Kinder und Jugendliche allein in Hamburg unter rund 220 Veranstaltungen wählen – Hamburg war damit bundesweit Spitzenreiter. Ein besonderes Highlight waren die zweitägigen Makerdays mit 50 Schülerinnen und Schülern an einer Hamburger Stadtteilschule.

Außerdem haben wir die Code Week Teachers ins Leben gerufen – ein Programm zur nachhaltigen Aktivierung und Weiterbildung von Lehrkräften. Bereits am ersten Fortbildungsdurchgang haben 45 Lehrkräfte teilgenommen.

Auch in anderen Bundesländern fördern wir das Angebot für Kinder und Jugendliche zum Coden und Tüfteln. Mit den neuen Regio-Hubs in Bayern und im Münsterland gibt es nun insgesamt elf Hubs in neun Bundesländern. So konnten wir 2022 in ganz Deutschland rund 1.200 Veranstaltungen anbieten und ca. 25.000 junge Menschen erreichen. Im internationalen europäischen Vergleich hat sich Deutschland auch dank unserer Arbeit mittlerweile auf Platz 8 (2021: Platz 10) vorgeschoben.

  • Auftakt #CodeWeek
    Auftakt #CodeWeek alle Fotos: Claudia Höhne
  • Code Week #GirlsOnly
    Code Week #GirlsOnly

2.2 Wissenschaft

Preisverleihung Deutscher Studienpreis
Preisverleihung Deutscher Studienpreis

Mit dem Deutschen Studienpreis prämieren wir jährlich die besten Dissertationen aus den Sektionen Sozialwissenschaften, Natur- und Technikwissenschaften sowie Geistes- und Kulturwissenschaften. Für die Preisvergabe ist die „gesellschaftliche Relevanz“ das zentrale Kriterium. Mit drei Spitzenpreisen in Höhe von jeweils 25.000 Euro gehört der Deutsche Studienpreis bundesweit zu den höchstdotierten wissenschaftlichen Nachwuchspreisen.

Im Mai 2022 wurde zunächst die Verleihung des Deutschen Studienpreises 2021 im Humboldt Carré in Berlin nachgeholt. Begleitet wurde der Festakt von Bundestagspräsidentin und Schirmfrau Bärbel Bas.

Mit insgesamt 611 Einreichungen zum Deutschen Studienpreis 2022 ist die Teilnahme im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre erneut gestiegen.

Die drei Spitzenpreise gingen an:

  • Wirtschaftsingenieur Dr. Lars Nolting (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen). Er entwickelte ein Verfahren zur schnellen Ermittlung von Strombedarfen, um Aussagen über die Zuverlässigkeit eines Energiesystems zu treffen;
  • Chemiker Dr. Manuel Häußler (Universität Konstanz). Er erforschte eine recycelbare Alternative zu Plastik;
  • Juristin und Umweltwissenschaftlerin Dr. Kim Teppe (Universität und Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg). Sie deckte Informationsdefizite über Auswirkungen von Arzneimittelrückständen auf die Umwelt auf und legte konkrete Verbesserungsvorschläge vor.

Im April tauschten sich beim Format Studienpreis meets Henri-Nannen-Schule Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten sowie Alumni des Deutschen Studienpreises über eine verbesserte Wissenschaftskommunikation aus. Außerdem wurde im Herbst das neue Mentoringprogramm Deutscher Studienpreis ausgeschrieben, das weibliche Alumnae bei ihrem wissenschaftlichen Werdegang unterstützt.

  • Lars Nolting
    Lars Nolting
  • Kim Teppe
    Kim Teppe
  • Manuel Häußler
    Manuel Häußler
  • Lars Nolting
    Lars Nolting
  • Kim Teppe
    Kim Teppe
  • Manuel Häußler
    Manuel Häußler
  • Lars Nolting
    Lars Nolting
  • Kim Teppe
    Kim Teppe
  • Manuel Häußler
    Manuel Häußler

Mit dem Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft zeichnen wir jährlich Spitzenbeiträge aus der europäischen Wissenschaft für zukunftsrelevante Forschungsarbeiten aus.

2022 erhielt der Zellbiologe Anthony Hyman vom Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik den mit einer Million Euro dotierten Preis. Hyman hat einen neuen Mechanismus zur Organisation von Proteinen in einer Zelle entdeckt, der grundlegende Einsichten zur Funktionsweise von Zellen eröffnet. Die Ergebnisse sind von hoher Relevanz für die Forschung an neurodegenerativen Erkrankungen und bieten vielversprechende Ansätze für die Medikamentenentwicklung.

Die Preisverleihung fand am 2. September 2022 vor 500 geladenen Gästen im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses statt. Vor dem Hintergrund der angestrebten Internationalisierung des Körber-Preises wurde die Preisverleihung erstmals auf Englisch abgehalten.

Erfreulich war 2022 auch, dass mit Svante Pääbo der mittlerweile achte ehemalige Körber-Preisträger mit der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung, dem Nobelpreis geehrt wurde.

  • alle Fotos: Körber-Stiftung/Claudia Höhne
  • Dr. Lothar Dittmer, Prof. Dr. Anthony Hyman und Prof. Dr. Martin Stratmann nach der Urkundenübergabe
    Dr. Lothar Dittmer, Prof. Dr. Anthony Hyman und Prof. Dr. Martin Stratmann nach der Urkundenübergabe

Als gemeinsame Initiative der Hochschulrektorenkonferenz, der Körber-Stiftung und der Universität Hamburg hat das Global University Leaders Council Hamburg (GUC) das Ziel, einen Austausch zwischen Hochschulpräsidien auf der ganzen Welt zu ermöglichen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Herausforderungen der nationalen Hochschulsysteme. Nachdem das GUC 2021 zum Klimawandel und Nachhaltigkeit stattfand, lautet das Thema für 2023 Navigating competition and collaboration – The universities‘ way forward.

In Kooperation mit dem Hamburg Institute for Advanced Study (HIAS) und der Universität Hamburg führen wir jährlich im Herbst die Veranstaltungsreihe Hamburger Horizonte durch. Hier trifft sich die Wissenschaft mit der Expertise aus Politik, Wirtschaft und Kultur und einem interessierten Hamburger Publikum. 2022 fanden die Hamburger Horizonte unter dem Titel Freiheit in der Krise statt. Auf acht Panels wurden unterschiedliche Dimensionen und Herausforderungen der Freiheit thematisiert – von Cancel Culture bis zur Freiheit zukünftiger Generationen angesichts des Klimawandels.

  • alle Fotos: Claudia Höhne

Wie stehen die Deutschen zur Technik? Dies analysieren wir jährlich im TechnikRadar in Kooperation mit acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften – und dem Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart.

2022 stand die Haltung der Deutschen zur Digitalisierung des Gesundheitswesens im Mittelpunkt der Analyse. Das Ergebnis ist ambivalent: Während 46,8 Prozent der Befragten Interesse an der Nutzung der Daten in elektronischen Patientenakte (ePA) bekunden, kennen 24,4 Prozent der Befragten dieses Angebot noch gar nicht. Die gute Nachricht: Seitdem das Technikradar 2018 erstmals durchgeführt wurde, ist die Technik-Skepsis der Deutschen kontinuierlich gesunken. Die Ergebnisse des TechnikRadars 2022 wurden im Mai vorgestellt und mit Parlamentsmitgliedern und Fachleuten des Bundesgesundheitsministeriums diskutiert.

TechnikRadar 2022
Was die Deutschen über Technik denken