Zeitenwende

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freundinnen und Freunde der Körber-Stiftung,

der russische Überfall auf die Ukraine im Frühjahr 2022 bedeutete auch für unsere Arbeit im Handlungsfeld „Internationale Verständigung“ eine Zäsur – über Jahrzehnte war der Dialog mit den Ländern Ostmitteleuropas und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion ein fester Bestandteil unserer Aktivitäten.

Mit dem Kriegsausbruch wurden unsere Dialogbemühungen mit offiziellen Vertreterinnen und Vertretern aus Russland eingestellt. Zugleich haben wir uns dafür entschieden, dem Thema Ukraine einen Schwerpunkt zu widmen und Akteure der Zivilgesellschaft aus den betroffenen Räumen zu unterstützen. Mit Ukraine and Beyond starteten wir eine Reihe, die mit ganz unterschiedlichen Beiträgen und Veranstaltungen Hintergründe beleuchtete und nach den Folgen des Krieges für Europa fragte. Auch Oppositionelle aus Russland kamen zu Wort. Einen besonderen Beitrag leistete etwa Irina Scherbakowa, Menschenrechtsaktivistin und Mitbegründerin von Memorial. Unter dem Titel „Russland: Aufklärung um jeden Preis“ sprach sie im November im KörberForum über den Umgang in Russland mit der totalitären Vergangenheit und über die Bedeutung der Zivilgesellschaft für ein „anderes“ Russland.

Mit dem Projekt Books without borders haben wir uns an der Willkommenskultur für ukrainische Flüchtlinge beteiligt: Mehr als 10.000 ukrainische Kinderbücher wurden mit unserer Unterstützung nachgedruckt und über die ukrainischen Generalkonsulate deutschlandweit verteilt. Immer wieder war das KörberForum auch kultureller und intellektueller Treffpunkt der Hamburger Bürgergesellschaft mit der ukrainischen Exilgemeinde. Beispielhaft sei der Abend mit dem bekannten ukrainischen Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan genannt, der 2022 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde.

Eine wichtige Wegmarke für die Stiftung war Ende des Jahres 2022 der Start für unseren neuen Standort in Hamburg Bergedorf. Am 5. Dezember feierten wir nach sechs Jahren Planung und Bauzeit die Eröffnung des KörberHauses – ein Ort für alle Generationen und Kulturen in dem Hamburger Stadtteil, in dem Kurt Körber lebte. Zusammen mit dem Bezirksamt Bergedorf und acht weiteren Institutionen betreiben wir dort nun ein Modellprojekt für das Miteinander von Generationen und eine lebendige Bürgergesellschaft.

Ihre Dr. Lothar Dittmer & Dr. Thomas Paulsen